Urheberrechtsverletzung durch Verkäufer auf Temu: Welche Möglichkeiten haben kleine Unternehmen?

Urheberrechtsverletzung durch Verkäufer auf Temu: Welche Möglichkeiten haben kleine Unternehmen?

Als Inhaberin eines kleinen Online-Shops, in dem ich selbst designte Stoffe und kreative Produkte anbiete, musste ich kürzlich eine unschöne Erfahrung machen: Ein Verkäufer auf einer großen Plattform wie Temu hat Produktfotos aus meinem Etsy-Shop ohne meine Erlaubnis verwendet und auf ihrer eigenen Seite veröffentlicht.

Dieses Verhalten stellt nicht nur eine klare Urheberrechtsverletzung dar, sondern es ist auch ein Beispiel dafür, wie schwer es kleinen Unternehmen gemacht wird, sich gegen die großen Player der E-Commerce-Welt zu wehren. Doch welche Möglichkeiten haben wir als kleine Unternehmer, wenn unsere kreativen Arbeiten gestohlen und ohne Erlaubnis genutzt werden?

Meine Produktfotos in meinem Etsy Shop

Welche Schäden entstehen durch Urheberrechtsverletzungen für kleine Unternehmen?

Urheberrechtsverletzungen durch große Plattformen wie Temu betreffen kleine Unternehmen auf vielfältige Weise:

  • Verlust an Authentizität und Vertrauen: Wenn Produktfotos oder Designs ohne Genehmigung verwendet werden, besteht das Risiko, dass Kunden die Originalprodukte nicht mehr von Kopien unterscheiden können. Dies kann das Vertrauen in die Echtheit meiner Produkte untergraben und die Einzigartigkeit meiner Marke beschädigen.

  • Risiko durch Dropshipping: Viele große Plattformen setzen auf Dropshipping-Modelle. Das bedeutet, dass Produkte, die mit meinen gestohlenen Fotos beworben werden, oft minderwertige Nachahmungen sind. Das schadet dem Ruf meiner Marke, da Kunden möglicherweise schlechte Qualität erhalten und diese mit meinem Namen in Verbindung bringen.

  • Unklarheit über den Urheber der Fotos: Ein weiteres großes Problem ist, dass Kunden oft nicht erkennen können, wer der ursprüngliche Urheber der Fotos ist. Wenn meine Bilder auf Temu auftauchen, wissen Kunden nicht, ob Temu meine Fotos verwendet oder ob ich möglicherweise Produkte von Temu beziehe und diese 1:1 weiterverkaufe. Das führt zu Verwirrung und kann das Vertrauen in mein Geschäft schädigen, da Kunden den Eindruck gewinnen könnten, dass ich lediglich Temu-Ware anbiete und nicht authentische, selbst entwickelte Produkte verkaufe.

  • Sanktionen auf Verkaufsplattformen: Ein weiteres Problem ist, dass Plattformen wie Etsy strengere Regeln für die Veröffentlichung von Produkten haben. Wenn meine Produktbilder plötzlich auf anderen Seiten auftauchen, besteht die Gefahr, dass Etsy dies als Verstoß gegen ihre Richtlinien wertet. Dies könnte zu Sanktionen führen – bis hin zur Sperrung meines Shops.

Diese Folgen verdeutlichen, wie tiefgreifend die Auswirkungen von Urheberrechtsverletzungen für kleine Unternehmen sein können. Es geht nicht nur um den Schutz des eigenen kreativen Schaffens, sondern auch um den Erhalt der Integrität der Marke und die Sicherstellung einer nachhaltigen Geschäftsstrategie.

Die rechtliche Seite: Urheberrecht als Schutzschild

Das Urheberrecht ist eine der wichtigsten rechtlichen Grundlagen, die kreative Arbeit schützen. Wenn Fotos, Designs oder andere Inhalte ohne Genehmigung genutzt werden, besteht ein klarer Rechtsanspruch auf Unterlassung und Schadensersatz. Allerdings ist der Weg, diesen Anspruch durchzusetzen, nicht immer einfach – insbesondere, wenn man es mit großen, internationalen Konzernen zu tun hat.

1. Beweise sichern

Bevor man rechtliche Schritte einleitet, ist es entscheidend, alle Beweise zu sammeln. Screenshots der verwendeten Fotos auf der fremden Plattform, Datierungen und der Beweis, dass die Originalfotos von einem selbst stammen, sind dabei zentral.

2. Direkten Kontakt suchen

Manchmal lässt sich das Problem bereits durch einen direkten Kontakt mit der Plattform klären. Viele größere Unternehmen haben spezielle Abteilungen, die sich mit Urheberrechtsfragen befassen. Es kann sinnvoll sein, die Plattform direkt auf die Verletzung hinzuweisen und die Entfernung der Bilder zu fordern.

Aus Erfahrung: Direkter Kontakt mit kleinen Unternehmen funktioniert oft

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Urheberrechtsverletzungen, die von anderen kleinen Unternehmen begangen werden, im direkten Kontakt meist problemlos gelöst werden können. Oft reicht es, das andere Unternehmen auf den Verstoß hinzuweisen, um eine schnelle Einigung zu erzielen. Dieser direkte und unkomplizierte Weg ist bei kleinen Unternehmen oft so effektiv, dass rechtliche Auseinandersetzungen nicht nötig sind.

3. Nutzung von DMCA / IP-Anträgen

Gerade bei internationalen Plattformen wie Temu kann es hilfreich sein, einen „Digital Millennium Copyright Act“-Antrag (DMCA) / IP-Antrag zu stellen. Dies ist ein formaler Prozess, der dazu führt, dass urheberrechtsverletzende Inhalte schnell entfernt werden müssen, sofern die Plattform in den USA ansässig oder aktiv ist.

4. Rechtliche Schritte prüfen

Sollte der direkte Kontakt oder ein DMCA-Antrag nicht zum Erfolg führen, kann es notwendig sein, anwaltliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

5. Netzwerke nutzen und Sichtbarkeit erhöhen

Neben rechtlichen Schritten kann es auch sinnvoll sein, die eigene Community und Netzwerke zu nutzen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Beiträge in sozialen Medien, Blog-Artikel oder Veröffentlichungen auf Plattformen wie LinkedIn können dabei helfen, Druck auf die Plattform auszuüben und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.

Fazit: Der Kampf um kreative Freiheit

Als kleines Unternehmen kann es frustrierend sein, wenn große Plattformen wie Temu die eigenen kreativen Arbeiten ohne Erlaubnis nutzen. Doch es gibt Mittel und Wege, sich zur Wehr zu setzen – sei es durch rechtliche Maßnahmen, den Einsatz von Anträgen oder das Nutzen der eigenen Community. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und für die eigenen Rechte einzustehen. Kreativität verdient Schutz – egal, wie groß oder klein das Unternehmen dahinter ist.

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